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Lutherdenkmal

 

Lutherdenkmal vor der Restaurierung

Das Denkmal steht seit 1883 fast an der Stelle, wo im Mittelalter das Stadtgericht "Unter der Linde" abgehalten wurde. Das Denkmal ist von Professor Rudolf Siemering entworfen und bei der Feier der 400. Wiederkehr des Geburtstages Luthers enthüllt worden.

Das Denkmal wurde 1991/92 von Wolfgang Konrad restauriert.  

Mit der Rückbesinnung auf das gesamte deutsche Kunst- und Kulturerbe wurde bereits 1991 der Gesamtzustand des Eisleber Lutherdenkmals untersucht, gab es doch keine Hinweise auf Erhaltungsmaßnahmen in den letzten 40 - 50 Jahren.

 

Auch aus DDR-Zeiten waren keine Pflegemaßnahmen am Lutherdenkmal bekannt; wohl auch gesellschaftspolitisch im öffentlichen Raum nicht erwünscht (damit wäre ja eine aktuelle Verehrung verbunden gewesen), selbst zum großen 500. Geburtsjubiläum nicht, so dass mit dem in der Abb.1 gezeigten ungepflegten Standbild gefeiert wurde; 1983 waren keine materialtypischen Merkmale mehr erkennbar.

Lutherdenkmal  restauriert

Bei jeder denkmalpflegerischen Bestandsaufnahme sind die Quellen aus der Entstehungszeit mit zu berücksichtigen, geben sie doch oft Hinweise z. B. auf Materialauswahl und -verwendung. So ist bekannt, dass bereits 1875 Sachverständige der Königlichen Bauakademie Berlin das Material und die Stelle auf dem Marktplatz "... für ein Denkmal in weißem Marmor" bestimmten, "weil auf einem Guß aus Bronze die Schwefelwasserstoffgase der nahen großen Hüttenwerke zerstörend einwirken und das Monument frühzeitig verunstalten würden."

Ein Komitee in Eisleben entschied sich aber später doch lokalpatriotisch für eine Statue und 4 Relieftafeln aus "Erz ", welches "die Bronzebildgießerei Gladenbeck & Sohn Berlin mit einer künstlichen grünen Patina überzogen hat, die sich im Laufe der Zeit noch intensiver entwickeln sollte." Zusammen mit dem Postament aus grünem schwedischen Granit hat man einen harmonischen Gesamteindruck erreichen können.

Die Vorhersage mit einer sich stabilisierenden Bronzepatina konnte sich schon vom theoretischen Ansatz her nicht erfüllen und hat sich praktisch auch nicht eingestellt, denn nachweislich für die nationalsozialistische Jubiläumsfeier 1933 (450.Geburtstag Luthers) wurde die bereits Oberflächen geschädigte Statue und die Reliefs mit einer dicken, bräunlich (!) eingefärbten Wachs-Bitumenschicht überzogen. Danach muss, zumindest die Bronzestatue, ein- bis zweimal farblos überlackiert worden sein.

Mit der Untersuchung 1991 wurde eine restauratorische Zielstellung erstellt, nach der endlich 1991/92 die gründliche Restaurierung der Lutherstatue im Hof des Sterbehauses erfolgte; die Reliefbearbeitung übernahm der Metallrestaurator U. Sieblist in Halle (Saale).

Lutherdenkmal Detaildarstellung restauriert

Die Restaurierung 1991/92
Der bronzene Oberflächenzustand mit der längst nicht mehr schützenden Altwachskonservierung (terpentinlöslich, enthielt Paraffine und Bitumen) in Verbindung mit starken Schmutzauflagen war in großen Flächenbereichen dickkrustig korrodiert.

In allen halbverdeckten, vom Regen kaum gewaschenen Sektionen einschließlich der verdeckten Faltenbereiche des Talars, haben Korrosionsnarben mit bis zu 2 mm Tiefe bereits Verluste der originalen bildplastischen Oberfläche ergeben.

Die durch Luftschadstoffe und Verwitterung geschädigte Bronzeoberfläche ließ nach der Abnahme bzw. Egalisierung aller dicken Korrosionskrusten und Altwachsschichten (mit stumpfen Schabern und Skalpellen) kaum noch die ehemals originale Oberflächenausbildung erkennen, zu lange hatten die Emissionsgase der Hütten- und Kraftwerke sowie des Hausbrands mit salzhaltiger Braunkohle die Bronze korrodiert.

Nach orientierenden chemischen Analysen lagen als Korrosionsprodukte hauptsächlich basische Kupfersulfate vor, mit dem Nachweis von Chloriden wurde versucht, mit dem Einsatz einer 5%igen Natriumsesquicarbonatlösung diese zu neutralisieren.

Nach der gründlichen Reinigung und wöchentlichen Neutralisierungen musste die Oberfläche wieder sicher konserviert werden. Die Konservierung erfolgte im August 1992 mit TeCero-Heiß-Wachs ( Erstarrungspunkt 88°- 93°C ). Dabei half an heißen Sonnentagen die Eigenaufheizung der Statue, die in den Mittagsstunden mit ca.56 ° C ermittelt werden konnte. Mit der gleichzeitigen Einglättung der Oberflächenrauheit konnte ein geschlossenes altbronzenes Gesamtbild mit matt glänzender Oberfläche wieder hergestellt werden (Abb. 2). Danach reichten im 3 - 4 Jahresrhythmus die Wiederholung von einfachen Reinigungen und Nachkonservierungen aus, so 1996, 1999, und bereits 2001 wieder geschehen.

Haltbarkeiten der Heißwachskonservierungen
Oft wird gefragt, warum nicht beständigere Materialien, wie z. B. Klarlacke, zur Konservierung eingesetzt werden.

Dem steht die allgemeine Forderung der Denkmalschutzbehörden nach der Verwendung von immer reversiblen Konservierungsschichten (in der Alterung wieder einfach abnehmbar und erneuerbar) entgegen. Die vorgegebenen Wachsmaterialien, die sogenannten mikrokristalinen Heißwachse, werden seit ca. 20 Jahren europaweit erfolgreich in der Bronzekonservierung eingesetzt, auch in Eisleben haben sie sich bestens bewährt. Die mechanische Belastbarkeit (z.B. beim Wiederaufsetzen der Staue) und die Beständigkeit gegenüber atmosphärischer Belastung solcher Wachskonservierungen sind zweifelsfrei gegeben. Nach den ersten 2 Jahren waren am Lutherdenkmal kaum Veränderungen wahrnehmbar, was das allgemeine Aussehen, Glanzverhalten und die Schutzfunktion gegen neuerliche Bronzekorrosion und Verschmutzung betrifft.

 

Allerdings hat es sich bestätigt, dass Wachse gegenüber Dauerwasserbeanspruchung und Frost nur bedingt haltbar sind. Im Wasserverlauf des Kragens erfolgen immer zuerst erkennbare Abwitterungserscheinungen, aber in sonnengeschützten Bereichen, wie z. B. an den senkrechten Ärmelfalten der Nordseite der Statue, sind die vorliegenden Oberflächenzustände mit teilweise noch festen Wachsschichten von 1992 im besten Zustand. Einzelne Talarfalten ließen sich sogar nach Abnahme der oberflächlichen Verschmutzung partiell wieder aufpolieren, was uneingeschränkt für die Qualität dieser Bronzekonservierung spricht.

Auch am Granitpostament mussten 1992 mancherlei Schäden behoben werden, selbst lokale Ergänzungen im Granitgestein waren nötig. Das schmiedeeiserne Ziergitter wurde durch eine Rekonstruktion ersetzt. Mit beiden Maßnahmen sind damals anerkannte Restaurierungsfirmen beauftragt worden.


Weiter Erklärungen und Restaurierungsfotos beim
RESTAURATOR unter der E-Mail-Adresse
WolfgangConrad@gmx.de


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