Traditionell laden Politiker, Kommunen, Firmen, Vereine und Verbände zu Beginn des Jahres zum Neujahrsempfang ein.
Eislebens Bürgermeister, Carsten Staub, lud am Freitag, den 10.Januar 2025 zu eben diesem in das Theater Eisleben ein.
Seiner persönlichen Einladung waren über 300 Personen gefolgt.
Wohl zum letzten Mal begrüßte der Intendant des Theaters, Ulrich Fischer, die Gäste in seinem Haus.
In seiner Begrüßung schwang ein wenig Wehmut mit. Mit Blick auf seinen Nachfolger kam aber auch zum Ausdruck, dass er sich, nach über 30 Jahren am Theater, auf seinen Ruhestand freut. Und in ihm war Hoffnung zu spüren, dass er, wenn er nicht ganz vergessen wird, im nächsten Jahr auf der anderen Seite der Bühne sitzen wird und seinem Nachfolger zuschauen kann.
Bevor er den Abend dann in die Hände von Daniela Messerschmidt legte, zitierte er ein Gedicht von Peter Rosegger (1843 – 1918).
Angesichts der derzeitigen Ereignisse in der Welt und in unmittelbarer Nähe, haben diese Worte von vor über 100 Jahren an Bedeutung und Aktualität nicht verloren. Und vielleicht führen diese Worte zum innerlichen Nachdenken.
Wünsche zum neuen Jahr
Ein bißchen mehr Friede und weniger Streit,
ein bißchen mehr Güte und weniger Neid,
ein bißchen mehr Liebe und weniger Haß,
ein bißchen mehr Wahrheit, das wär doch schon was.
Statt soviel Hast ein bißchen mehr Ruh’.
Statt immer nur ich ein bißchen mehr Du!
Statt Angst und Hemmungen ein bißchen mehr Mut und Kraft zum Handeln, das wäre gut.
Kein Trübsinn und Dunkel, mehr Freude und Licht.
Kein quälend Verlangen, ein froher Verzicht und viel mehr Blumen so lange es geht, nicht erst auf Gräbern, da blühn sie zu spät!
Ziel sei der Friede des Herzens und besseres weiß ich nicht.
Nach diesen nachdenklichen Worten begeisterte der Chor vom Mehrgenerationenhaus, unter der Leitung von Rudi Wanitschek, die Gäste.
Im Anschluss trat Bürgermeister Carsten Staub ans Rednerpult.
Bevor er mit seiner Neujahrsrede begann, zeichnete er den scheidenden Intendanten, Ulrich Fischer, mit der Ehrennadel der Lutherstadt Eisleben aus.
Seit dem 4.10.1994 prägt Ulrich Fischer als Intendant das Gesicht des Theaters der Lutherstadt Eisleben. Er ist eine unermüdliche Quelle für künstlerische Vielfalt, Kreativität und Innovation. In den vergangenen
30 Jahren hat Ulrich Fischer es verstanden, das Theater als lebendigen Begegnungsort zu gestalten und mit Stücken von klassisch bis modern ein breites Publikum anzusprechen. Sein feines Gespür für gesellschaftliche Themen, die Menschen bewegen, macht das Theater unter seiner Leitung zu einem wichtigen kulturellen Ankerpunkt für die Region. Er hat damit nicht nur das Theater weiterentwickelt, sondern auch die Stadt bereichert und Generationen von Bürgerinnen und Bürgern durch die Welt der Bühnenkunst inspiriert. Mit unermüdlichem Einsatz setzt sich Ulrich Fischer für die Förderung junger Talente, die Zusammenarbeit mit Schulen und die Einbindung des Theaters in das soziale Gefüge der Stadt ein. In einer Zeit, in der kulturelle Angebote immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen, hat er das Theater Eisleben immer auf Kurs gehalten und mit viel Herzblut die Bindung zum Publikum gestärkt.
Die Verleihung der Ehrennadel ist Ausdruck des tiefen Respekts und der Dankbarkeit für seinen außergewöhnlichen Beitrag zum kulturellen Leben unserer Stadt.
In diesem Jahr wird er das Steuer an Martin Widmaier überreichen.
In seiner anschließenden Rede wagte der Bürgermeister einen Blick zurück und zwei nach vorn.
Er blicke auf die gute Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Unternehmern, Händlern, gewählten Volksvertretern und Ehrenamtlichen zurück. Und bedankte sich für die stete Zusammenarbeit auf Augenhöhe und gab einen Rückblick auf 2024.
Auf die Fertigstellung von zwei Spielplätzen. Auf die Gründung des Fördervereins zum Erhalt und Belebung der „Alten St. Gertrudkirche“.
Auf die in letzter Minute abgeschlossene Zuwendungs- Fördervereinbarung zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem Landkreis Mansfeld-Südharz, welche bis Ende 2028 eine finanzielle Unterstützung für das Theater Eisleben zusichert.
Auf eine historische Perle, wie sie Herr Staub mit ein wenig glänzenden Augen nannte, die entdeckte Königspfalz in Helfta, sie soll in den nächsten Jahren zu einer touristischen Attraktion entwickelt werden. Mit sichtlicher Freude erinnerte er an die Eröffnung der Verbindung zwischen der Lutherstadt Eisleben und den Ortschaften Wolferode und Schmalzerode.
Auch die bereits begonnenen, kurz vor dem Abschluss stehenden und künftigen Großprojekte führte Herr Staub in seiner Rede an. Da waren u.a. die Luisenstraße, die Bahnhofstraße, die bis August 2026 grundhaft ausgebaut wird, die Grundschulen „Torgartenstraße“, „Am Schloßplatz“ und „Thomas Müntzer“ und der Ausbau einer Einraumwohnung im Katharinenstift für den Eigenbetrieb Kinder- und Jugendhaus „Am Wolfstor“.
Und zwei Blicke nach vorn….: das Großprojekt „Umbau der ehemaligen Grabenschule zu einem barrierefreien, innovativen Bürgerrathaus“. Diese Baumaßnahme generiert derzeit Gesamtkosten 11,3 Millionen Euro, mit einem Eigenanteil der Stadt in Höhe von ca. 2,0 Mill. Euro. Diese Maßnahme wird seit Jahren akribisch vorbereitet und ist nur mit Fördermitteln zu stemmen.
Geplant ist, dass der Knappenbrunnen, der direkt vor der Bergschule – der Wirkungsstätte des von Carl Friedrich Ludwig Plümicke steht, in diesem Jahr saniert wird. Weiter nannte er zahlreiche Arbeiten in den Ortschaften.
Neben den umfangreichen Bautätigkeiten schaute Herr Staub auch auf die zahlreichen Feierlichkeiten zurück. Er erwähnte das Stadtfest anlässlich des 30-jährigen Bestehens der beiden Tochtergesellschaften, Stadtwerke der Lutherstadt Eisleben GmbH und Wohnungsbaugesellschaft der Lutherstadt Eisleben mbH, die Frühlingswiese mit REFORMA, den Eisleber Wiesenmarkt, den Weihnachtsmarkt mit Advent in Luthers Höfen und die Blumen-und Pflanzenmärkte.
Für einen saubere Stadt bedankte er sich beim Eigenbetrieb Betriebshof der Lutherstadt Eisleben und für die sehr gute Betreuung der Kleinsten der Stadt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen sowie in den Einrichtungen, die sich in privater oder kirchlicher Trägerschaft befinden.
Hier wird mit viel Motivation, Geduld und Kreativität gearbeitet und das Fundament für die späteren Persönlichkeiten gelegt.
Mit Stolz blicke Herr Staub auch auf die zahlreichen Handwerksbetriebe und Unternehmen. Viele begangen in diesem Jahr ein Jubiläum und das Autohaus Gräbe wurde sogar als „TOP Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet.
Große Hoffnung legt der Bürgermeister in die anstehenden Investitionen der „ju:niz Real Estat GmbH“.
Das Unternehmen hat im Gewerbegebiet „Rothenschirmbach“ und im Industriegebiet „Am Strohügel“ Gewerbeflächen angekauft und will dort einen innovativen Logistik-Industrie-Park für die unterschiedlichen Branchen und Batterie-Großspeicher errichten. Der Teppich ist quasi ausgerollt, nun müssen die entsprechenden Bauvorhaben nur noch umgesetzt werden.
Aber da erhielt Herr Staub ein deutliches Kopfnicken aus dem Publikum, denn in der ersten Reihe saß Herr Rudolph und der ist Leiter der Projektentwicklung bei der Green Rock GmbH, einer 100prozentigen Tochter der ju:niz Real Estat GmbH.
Tradition?
Oft begegnet man Ereignissen, die haben bereits schon im zweiten Jahr Traditionsstatus.
Etwas anders ist es beim Eisleber Luther-Schal und dessen Versteigerung. Die erste Versteigerung fand am 18. Dezember 2011 auf dem Eisleber Weihnachtsmarkt statt. Damals ging der Luther Fan-Schal für sage und schreibe 113 Euro an Grit Wilsdorf, die in der Lutherstadt Eisleben eine Arztpraxis betreibt.
Und heute?
Die Grundidee hat sich nicht geändert. Zu Beginn des Weihnachtsmarktes erhält das Denkmal „Martin Luther“ auf dem Marktplatz einen Schal. Dieser wird versteigert, der Schal geht an den Ersteigerer und der Erlös an eine vorher bestimmte Einrichtung oder einen Verein und soll hier die Kinder- und Jugendarbeit bzw. soziale Arbeit unterstützen. Ein neuer Schal wird dann von den Begünstigten erstellt.
Inzwischen wird amerikanisch versteigert und die Gebote nimmt ein Auktionator entgegen (Schauspieler Oliver Beck).
Diese Art von Versteigerung / Auktion wird in der Regel zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke durchgeführt. Während bei anderen Versteigerungen nur derjenige zahlen muss, der den Zuschlag bekommt, läuft eine amerikanische Versteigerung nach dem „Alle zahlen Prinzip“ (All-pay-Auktion). Jeder, der ein Gebot abgibt, zahlt den Differenzbetrag zum vorherigen Gebot.
Das ersteigerte Objekt erhält der, der das letzte Angebot abgegeben hat.
In diesem Jahr, wie auch in dem Jahr zuvor war es Stephan Rudolph von der erwähnten Green Rock GmbH. Sein letztes Angebot gab er in Form eines Schecks in Höhe von 1.500 Euro ab. Nach Zählung der eingesammelten Angebote aus dem Saal stand als Summe 2677,50 Euro fest. Aus Freude über den erneuten Zuschlag erhöhte Herr Rudolph auf 3.000 Euro.
Das Geld geht in diesem Jahr an den 1.Eisleber Carnevalsverein „De Lotterstädter“ e.V.
Die Vereinsvorsitzende, Sandra Scharnau, war von der Höhe der Summe überwältigt und versprach Herrn Rudolph, dass dieses Geld für die Kinder und Jugendlichen im Verein verwendet wird.
Unter den geladenen Gästen im Saal war auch eine Abordnung des Vereins der Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V. in historischen Gewändern. Nachdem diese Abordnung auf der Bühne Aufstellung genommen hatte und sich schon ein wenig auf das jährlich zum Abschluss gespielte Steigerlied einstimmte, trat noch einmal der Bürgermeister ans Rednerpult, um einen Bürger mit der Ehrennadel der Lutherstadt Eisleben zu ehren.
Geehrt wurde ein Mensch, dem für seine herausragenden Leistungen bereits im Oktober 2024 der Deutsche Denkmalpreis verliehen wurde – die höchste Ehrung im Denkmalschutz auf Bundesebene. Dank seines Einsatzes bleibt die jahrhundertealte Bergbautradition im Mansfelder und Sangerhäuser Revier lebendig und greifbar für zukünftige Generationen. Als ehrenamtlicher Denkmalpfleger vermittelt er eindrucksvoll die historische Tiefe und Bedeutung unserer Heimatgeschichte und zeigt damit einmal mehr, wie wertvoll bürgerschaftliches Engagement für die Region ist. Seit vielen Jahren widmet sich Thomas Wäsche, und da war die Überraschung perfekt, der Erforschung und Dokumentation historischer Abbaumethoden und wassertechnischer Anlagen in der Region. Besonders herausragend ist dabei sein Beitrag zur Dokumentation der „Neuen Hütte“ in Wimmelburg, eines Denkmals des Montanwesens und der Wasserkunst des späten 18. Jahrhunderts.
In seiner Heimatstadt Eisleben verkörpert er zudem seit vielen Jahren die historische Figur des Bergrats Plümicke und steht der Stadt als wichtiger Ansprechpartner zu Themen der Stadtgeschichte und des Bergbaus zur Seite. Durch seine engagierte Begleitung bei Stadtveranstaltungen, wie der Kinderbergparade und der Mettenschicht, ist er ein lebendiger und sympathischer Botschafter unserer Bergbautradition.
An diesem Abend war Herr Wäsche in seiner Traditionskleidung als Bergvoigt gekommen.
Vielen Dank für das Engagement!
Zum Abschluss erklang, begleitet von Tobias Jäsch am Förster Flügel, das Steigerlied - die Hymne der Bergleute.