Größler-Tagung im Martin-Luther-Gymnasium

 

Lutherstadt Eisleben, den 20.02.2010, Tagung anlässlich des 100. Todestag Prof. Hermann Größler
„Ein Leben für die Heimat - Geschichte und Gegenwart“



Der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V., das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und die Lutherstadt Eisleben hatten am 20. Februar 2010 zu einer gemeinsamen Tagung eingeladen.
Initiator dieser Tagung im Martin-Luther-Gymnasium war die Lutherstadt Eisleben, um die Leistungen von Prof. Hermann Größler anlässlich seines 100. Todestag zu würdigen.
Hermann Größler war 34 Jahre in der Lutherstadt Eisleben Lehrer und Forscher am königlich – preußischen Gymnasium, dessen Gründung unmittelbar auf Martin Luther zurück geht, das allerdings erst 1907 den Namen des Reformators erhielt.
Grußworte zur Begrüßung sprachen die Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben Jutta Fischer, der Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz Dirk Schatz, der Geschäftsführer des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V. Dr. Jörn Weinert, der Abteilungsleiter Landesmuseum im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Dr. Bernd Zich und der Schulleiter des Martin-Luther-Gymnasiums Eisleben Jörg Goldbach.
Die Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben begrüßte die etwa 100 Teilnehmer der Tagung in der Aula des Gymnasiums und brachte ihre Erwartungen zum Ausdruck, dass nicht nur neue Erkenntnisse zur Regionalgeschichte gewonnen werden, sondern auch viele wertvolle Anregungen für das bürgerliche Engagement in unserer Lutherstadt, für das ja Hermann Größler ein besonderes Vorbild ist.
Der Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz Dirk Schatz unterstrich in seinem Grußwort die vielfältigen Leistungen Hermann Größlers für die Heimat- und Regionalgeschichte der nunmehr in einem Kreis Mansfeld-Südharz zusammengefassten Region und hob hervor, dass die Ergebnisse der Forschungen Größlers und ihre heutigen Auswertungen dazu beitragen werden, die Identifikation der Bevölkerung mit der Geschichte des neuen Landkreises zu stärken.
Der Geschäftsführer des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V.
Dr. Jörn Weinert verdeutlichte in seinem Grußwort die bereits seit
zwei Jahrzehnten bestehenden guten Verbindungen des Landesheimatbundes zur der Lutherstadt Eisleben und ihren Vereinen.

Der Abteilungsleiter Landesmuseum im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Dr. Bernd Zich unterstrich in seinem Grußwort die Bereitschaft seines Hauses, die Stadt Eisleben bei Ihren Bemühungen zu unterstützen, ihre reichen archäologischen Funde – die sie insbesondere dem Schaffen Größlers verdankt – zu pflegen und wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Schulleiter des Martin-Luther-Gymnasiums Eisleben Jörg Goldbach wies in seinem Grußwort auf die vielfältigen Initiativen der Schüler und des Lehrerkollegiums in Verbindung zur Heimatgeschichte und deren langen Tradition hin.

Mit dem Vortrag über die „Heimat-, Geschichts- und Museumsvereine auf dem Territorium des heutigen Sachsen-Anhalt in den Jahren 1819 – 1949“
eröffnete Kurt-Uwe Baldzuhn aus Niemberg die Vortragsreihe.
Er stellte die „Gründungswellen“ dieser Vereine in den politischen Zusammenhang der jeweiligen Periode und ordnete die Gründung des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld, deren Vorsitzender Hermann Größler von 1884 bis zu seinem Tod am 4. Februar 2010 war, in diese allgemeine Bewegung ein.

Dr. Walter Müller, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ging unter dem Thema „Heimatforscher im südlichen Sachsen-Anhalt im Kontext des Thrüringischen -Sächsischen Altertumsvereins“ auf die allerdings häufig zu unrecht weniger bekannten Heimatforscher dieser Region ein, darunter auch auf den Pastor Max Könnicke aus Eisleben, der die Nachfolge von Prof. Größler antrat.

Nach den beiden, die Thematik einleitenden Vorträgen, stellte Ilona Koch, Studentin der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg, mit einem gut strukturiertem Vortrag zunächst das Leben Hermann Größlers vor.

Hervorzuheben ist das Schülerprojekt des Martin- Luther-Gymnasiums. Unter Leitung des Lehrers Rüdiger Seidel wurden die wichtigsten Schriften Hermann Größlers aus der Bibliothek der Schule ausgewertet und in einer kleinen Ausstellung präsentiert.

In dem zweiten Tagungsblock wurden durch Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege Halle „neben dem Forscher Größler auch dem Konservator für Vorgeschichte gebührende Beachtung geschenkt“.

Zunächst hob Olaf Kürbis in seinem Referat „Hermann Größler und die Archäologie“ hervor, dass die Hinwendung Hermann Größlers zur Archäologie zwangsläufig erfolgen musst, denn seine akribische Auswertung von schriftlichen Quellen versagte, je weiter er in „schriftlose Zeit“ eindrang. Damit wurden die Bodenfunde die einzigen Quellen, um Kenntnisse auch aus dieser Zeit zu gewinnen. Außerdem hob er Größlers Vorgehensweise bei Ausgrabungen hervor zunächst die Oberfläche abzusuchen, bei Befunden entsprechende Grabungen bis auf die von Menschenhand unberührte Schichten anzuschließen und die Funde als „geschlossene Funde“ zu veröffentlichen. Damit nahm Größler heutige Grabungsmethoden vorweg, auch wenn mit dem heutigen Stand der Wissenschaft andere Möglichkeiten der Auswertung vorhanden sind.

Frau Dr. Rosemarie Leineweber, hatte in ihr Forschungsprojekt „Einbäume in Sachsen-Anhalt“ auch den 1894 „auf dem Boden des salzigen Sees zwischen Wanzleben und Rollsdorf am Ostgestade des salzigen Sees ganz nahe bei der dort erbauten Pumpstation ein Einbaum, d. h. ein aus einem einzigen Stamme angefertigte(n) Kahn“ (Größler) einbezogen und konnte in ihrem Vortrag „Der Einbaum aus dem Salzigen See und Erkenntnisse zur historischen Binnenschifffahrt in Sachen-Anhalt“ als Fazit darstellen:
der von Hermann Größler geborgene und dokumentierte Einbaum gehört zu den ältesten Wasserfahrzeugen (12. Jahrhundert) in Sachsen-Anhalt, er ist der älteste und heute noch komplett erhaltene dokumentierte Fund in Sachsen-Anhalt und auch der älteste Nachweis für den Fischfang in Sachsen-Anhalt und deshalb besonders schützenswert.

Dr. Zich unterstrich in seinem Referat „Das frühbronzezeitliche Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschacht bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreis), dass Hermann Größler mit den Ausgrabungen und der Dokumentation des Helmsdorfer Galgenhügels die Grundlage für die heutige europaweite Bedeutung diese Fundes, der die Himmelsscheibe von Nebra auf all ihren Ausstellungsreisen begleitet hat, schuf.
Weiterhin stellte er seine neuen Forschungsergebnisse für die kulturgeschichtliche Einordnung des Größlerschen Fundes in die Aunjetitzer Kultur vor.

In dem abschließenden Beitrag zur Archäologie „Die Totenlade des Fürstengrabes von Helmsdorf – Evaluation der Altrestaurierung als Voraussetzung für eine Neukonservierung“ stellte Ines Götze ihre ersten Untersuchen vor, die weitere spannende Forschungsergebnisse - insbesondere für die Nutzung dieses einmaligen frühbronzezeitlichen Fundes - versprechen.

In dem letzten Referat der Tagung „Das Andenken des großen Gelehrten und Forschers, ... wird hier und in den weitesten Kreisen bis in die fernsten Zeiten in Ehren und Segen bleiben
Hermann Größler – nicht nur ein rastloser Prähistoriker
wählte Rosemarie Knape, Lutherstadt Eisleben, aus der 252 Titel umfassenden Bibliografie der Schriften Größlers, diejenigen aus, in denen der Heimatforschen der Geschichte der Lutherstätten in Eisleben, dem Geburt- und Sterbeort des Reformators, aufarbeitet und damit wichtige Forschungssätze für die Dauerausstellungen in den beiden Museen der Stadt, deren Gebäude heute auf der Weltkulturerbeliste stehen, formuliert.

Zum Abschluss der Tagung moderierte Dr. Jörn Weinert die lebhafte Diskussion mit den Teilnehmern.

Die Veröffentlichung der Referate ist bis Juli 2010 angedacht.